Für Ihre ersten Experimente zum Hören von Kurzwelle per PC brauchen Sie
kein eigenes Radio. Es reicht ein Internetzugang mit einem modernen
Webbrowser, mit dem Sie ein Webradio ("WebSDR" - Software-Designed-Radio)
nutzen zu können.
Geben Sie die URL http://websdr.ewi.utwente.nl:8901/ des Webradios der
Universität Twente ein. Es gibt weitere Quellen, um per Internet
Kurzwellenfunk hören zu können, sie werden kurz im Artikel 5 vorgestellt.
Scrollen Sie den Bildschirm nach unten. Er erscheint eine
Wasserfall-Darstellung eines Frequenzbereiches. Wenn Sie nichts sehen und
nichts hören, dann kann Ihr Browser womöglich noch kein HTML5, die modernen
Web-Browser sind spätestens seit 2013 HTML5-fähig, oder Ihr PC bringt nicht
genügend Rechenleistung mit.
Nachdem ich diese URL eingab, hörte ich in meinem Kopfhörer sofort das
typische Kurzwellenfunk-Rauschen. AuÜerdem sah ich ein Bild folgender Art:
Kurzwelle hören mit dem WebSDR der Uni Twente
(http://websdr.ewi.utwente.nl:8901/)
Beachten Sie bitte das kleine weisse Dreieck im oberen Bild, das sich
unterhalb de Wasserfalls befindet. Mit diesem Dreieck lassen sich Frequenz
und Filterbreite eines Signals auf einer Frequenz einstellen. Jeder der
weissen Streifen im Wasserfall steht für ein Signal. Es war zu dem
Zeitpunkt der Aufnahme offensichtlich viel los auf Kurzwelle. Jetzt schauen
Sie bitte auf den grünen Querbalken links unten im Bild. Der zeigt an, dass
das Rauschen der Stärke S6 laut ist, abends ist der Rauschlevel meist eher
um S1. Eingestellt sehen Sie außerdem die Frequenz 14589.80kHz. Mit der
Maus kann man das obere lila-Fenster mit den weissen Wasserfall-Streifen
nach links und rechts schieben, wodurch sich die Frequenz ändert. Dies
Verschieben entspricht dem Drehen am Knopf eines Radios, um einen passenden
Sender zu finden. Wenn Sie den Bereich der Frequenzen gefunden haben, dann
schieben Sie das kleine gelbe Dreieck unterhalb des Wasserfalls nach links
oder rechts, und zwar genau unter eine der vielen Strähnen im Wasserfall.
Auf diese Weise stellen Sie die Frequenz genau ein. Wenn das Dreick spitz
nach oben zuläuft, ist der Filter für Signale sehr eng eingestellt. Man
kann zum Verändern der Filterbreite die linke und die rechte Kante dieses
Dreiecks mit dem Mauszeiger auseinanderziehen. Eine Rundfunksendung ist
sehr breit, eine Datenfunkaussendung im Amateurfunkbereich ist sehr schmal.
Tippen Sie im weissen Kasten "Frequency" die Frequenz "27245" ein.
Diese Frequenz entspricht dem Kanal 25 im CB-Funkbereich. Das ist die
wichtigste Datenfunkfrequenz im CB-Funk, auf der häufig ROS-Signale zu hören
sind. Sollten Sie gerade tagsüber diese Experimente hier machen, dann ist es gut
möglich, dass sie Tonfolgen hören, die fast eine Melodien ergeben. Wenn
das der Fall ist, dann hören Sie vermutlich gerade ein solches ROS-Signal,
dazu später mehr.
Tippen Sie im Kasten "Bandwith" den Button "USB" ("Upper Side Band") an.
Wichtig ist auch der weisse Kasten rechts mit der Überschrift "Waterfall
view" und dort der Button "zoom in". Wenn Sie mehrfach auf "zoom in"
tippen, verbessert sich die Frequenz-Auflösung.
Als ich das nachfolgende Bildschirmfoto erstellte, war auf K25/USB keine
Aktivität, man sieht entsprechend keine Punkte und Streifen im Wasserfall.
Kanal 25 (27.245MHz) im CB-Funk mit dem WebSDR der Uni Twente
sehen und hören
Nehmen Sie sich bitte Zeit und spielen Sie mit diesem
Kurzwellen-Empfänger herum. Vielleicht wechseln Sie auch mal in den
Kurzwellen-Rundfunkbereich, etwa auf 6005kHz/AM oder 549kHz/AM
(Deutschlandfunk). Leider ist der Deutschlandfunk auf Kurzwelle eingestellt
worden (Wikipedia zu Kurzwellenrundfunk).
Im nächsten Schritt soll es darum gehen, ein Datenfunk-Signal zu finden
und zu dekodieren. Solche Signale findet man, abgesehen vom kurz erwähnten
ROS, bislang eher selten im CB-Funkbereich, viel eher jedoch im Bereich der
Amateurfunkbänder, so im Amateurfunkband auf 40-Meter bzw. bei 7Mhz oder
80-Meter bzw. 3.5MHz. Dahin gilt es nun einmal zu wechseln.
Tippen Sie im WebSDR unter Frequency "7040" ein. Aktuell sieht es
bei mir auf dieser Frequenz wie folgt aus:
Signale im Amateurfunkbereich, Morsen (1), Sprechfunk (2)
Leider ist aktuell auch in diesem Amateurfunkbereich kein BPSK31-Signal
zu hören. Im Wasserfall erkennt man jedoch einige Reihen mit Morsezeichen
(Beispiel 1) sowie breite Streifen, die Gespräche anzeigen (Beispiel 2).
Wechseln Sie in den Bereich um 3.5MHz und schauen Sie, ob Sie dort
Signalen hören.
Generell muss man, um Datenfunksignale des WebSDR von der Soundkarte des
eigenen PCs dekodieren zu lassen, ein klein wenig Aufwand betreiben. Die
Kernidee besteht darin, das Datenfunk-Signal aus dem WebSDR über einen
Kopfhörer ausgeben zu lassen und über ein Mikrofon dem PC wieder zuzuführen.
Das Dekodieren übernimmt dann das Programm fldigi. Deshalb muss jetzt erst
noch das Programm fldigi installiert werden.
Die Homepage zum Download von fldigi ist
http://www.w1hkj.com/Fldigi.html. Dort kann man
Varianten für verschiedene Betriebssysteme downloaden, für Windows, Mac und
Linux, und bspw. auch für die besonders schmale Linux-Distribution puppy
(die diejenigen nutzen müssen, die einen PSKMail_Server betreiben wollen,
der nur unter Linux läuft). Sollten Sie Ubuntu nutzen, können Sie fldigi
bequem über die Standard-Installationsroutine des "Ubuntu-Software-Centers"
downloaden und installieren lassen. Und wenn Sie schon dabei sind, dann
installieren Sie gleich noch flarq mit, das vom gleichen Programmierer wie
fldigi stammt. flarq ist ein sehr einfach gehaltenes Programm zur Nutzung
des Datenfunks für Downloads von Dateien oder auch für Nachrichten zwischen
zwei Funkern.
Soundkarte in fldigi einstellen
Man erkennt auf dem Screenshot viele Zeichen und sinnlose Worte. Man
erkennt im oberen Teil auch einen strukturierten Text, der mit typischen
Amateurfunkkürzeln durchsetzt ist. Diese Kürzel stammen aus dem Bereich des
Morsens. Beim Morsen wird die Funkkommunikation ("QSO") möglichst effektiv
durchführt, weil man jederzeit damit rechnen muss, dass eine Verbindung
abrupt abreissen kann. Eine Übersicht mit den wichtigsten Abkürzungen beim
Morsen ("Q-Schlüssel", "Q-Gruppen") findet man in der Wikipedia zu
Q-Gruppen. In dem vorliegenden Falle teilt der Funkamateur Tony
(Rufzeichen "CT4RC") mit, dass er ein Kenwood-Funkgerät nutzt, verschiedene
Antennen für verschiedene Amateurfunkbereiche nutzt, dass er eine
Bestätigungskarte über den Funkkontakt abzuschicken verspricht ("QSL-Karte")
und dass er seinem Gesprächspartner weiterhin gute Weitverkehrsbedingungen
("DX") wünscht. Am "CT" im Rufzeichen lässt sich erkennen, dass es sich um
einen Portugiesen handeln muss. Eine Auflistung der internationalen
Rufzeichen ("callsign") findet sich unter dem Stichwort
"ITU-Prefixes".
Es gibt einige Datenbanken, in denen
Funkamateure unter ihrem Rufzeichen ihre Funkstationen beschreiben, mit
Informationen zu technischen Details wie insbesondere dem Standort ("QTH"),
der Sendeleistung ("QRP"), die bevorzugten Frequenzen ("QRG") und anderes
mehr (HAMQTH).
Generell lässt sich sagen, dass die Funkamateure das Internet intensiv
nutzen. Ich empfehle mal eine Weile durch die vielen Links zu flanieren,
nachdem man an einem Punkt mal den Einstieg in die globale Amateurfunkszene
gefunden hat.
Übrigens: Wenn das WebSDR-Signal plötzlich verstummt, einfach die Seite
neu nachladen, dann hört man wieder Signale.
Man kann nun Stunden mit dem SDR-Empfänger der Uni Twente zubringen.
Dabei lassen sich viele unterschiedliche Wasserfallbilder, typische Muster
und typische Klänge für verschiedene Digimodes erforschen. Es ist
inzwischen preiswert geworden, auf diesem komfortablen Niveau auch mit
eigener Gerätschaft Kurzwelle zu hören. Hinweisen möchte ich hierfür auf
den FunCubePro+, der passable Empfangseigenschaften aufweisen soll und für
ca. 180 Euro zu beziehen ist (FunCube Homepage sowie Infoseite der Firma WiMo, Stand: 2014-02). Es gibt eine
ziemlich aktive Szene, die insbesondere beii den preiswerten
DVB-T-USB-Dongles (ca. 25 Euro, Stand: 2014-02) versucht, diese auch für
die tieferen Frequenzen im Kurzwellenbereich nutzbar zu machen (Video zur
Nutzung von DVB-T-Sticks für SDR-KW-Empfang.) Funcube und DBV-T-Dongles
habe ich bislang leider nicht ausprobieren können.
Sollten Sie über ein eigenes Kurzwellen-Gerät verfügen, das SSB-fähig
ist, dann können Sie vielleicht mal versuchen, Wetterdaten und Wetterfaxe
auf Kurzwelle zu empfangen und vom PC dekodieren zu lassen. Diese Sendungen
erfolgen regelmäÜig, ihr Signal ist in der Regel dauerhaft zu hören, hier
kommt man schnell zum Erfolg des Datenfunkdekodierens. (Dekodieren von Wetterdaten auf Kurzwelle).
Nun soll zum Schluss noch die Frage beantwortet werden, wie man erfährt,
um welche Art von Digitalfunk es sich handelt, den man in einem
Kurzwellenempfänger hört? Man kann ein Datenfunk-Signal am Klang, an der
Form im Wasserfall sowie am Frequenzspektrum erkennen. Es gibt im Netz
einige Kataloge, in denen Screenshots von Wasserfall-Formen sowie
Klangdateien versammelt sind. Die beiden Kataloge, mit denen ich Signale zu
erkennen versuche sind diese:
- Vom Datenfunk zum Internet-Zugang per CB-Funk - Ein Überblick
- Datenfunk am PC dekodieren, auch ohne eigenes Radio
- Mit einem CB-Funkgerät den Datenfunk ROS empfangen und am PC dekodieren
- Aktiv an der ROS-Kommunikation teilnehmen, die Rechtslage gibt das her
- Die PSK-Digimodes mit dem Programm fldigi nutzen
- E-Mails per PSKMail senden und empfangen