Martin Rost
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VorbemerkungDieser Text ist veröffentlicht in:Harmonica Player - Unabhängiges Fachblatt für Mundharmonikaspieler, Nr. 11 2000/01, S. 6 bis 7 - http://www.maroki.de/pub/music/interview_marc.html - Kontakt: martinDLT.rost@marokiDLT.de (entferne/delete DLT) "Es ist der Ton..." - Interview mit Mark BreitfelderMartin RostEs ist eine windige, aber für Ende September noch recht warme Nacht. Mark und ich sind zum Interview verabredet und sitzen deshalb an einem etwas abseits stehenden Tisch in der "Waldschänke", einer Kneipe mit Tanzsaal in Kiel-Projensdorf. Mark hatte zuvor, zusammen mit Abi Wallenstein an der Gitarre und Georg Schroeter am Klavier, einen erwartungsgemäß guten Gig abgeliefert. Abi Wallenstein liess sein bekannt präzis erdiges Gitarrenspiel erklingen und hatte durch seinen Charme wenig Mühe mit dem Handling des Publikums. Georg Schroeter, den ich das letzte Mal vor zehn Jahren, im Anschluss an einem Konzert von Champion Jack Dupree jammen gehört hatte, hat sich seitdem wirklich famos weiterentwickelt. Gekommen war ich aber wegen Mark, um mal wieder schön ausgeformte Töne und virtuos gespielte Läufe der besonderen Art live auf der Harp zu hören. Mark wirkt nach dem Gig zufrieden und aufgeräumt. Mark, ich habe eben Eurem Klasse Gig zugehört. Du spielst die
diatonische Harp aufregend virtuos. Mir bringt es tierischen Spass,
Dir zuzuhören. Ich weiss, dass Du und Deine Familie seit nunmehr rund zehn
Jahren vom Deinem professionellen Harpspiel leben können. Woran
erkennst Du einen guten Harpspieler? Nenne doch bitte mal zwei drei deutsche und zwei drei
internationale Harpspieler, deren Ton Du derzeit gut findest. Wie übst Du interessante Läufe ein, die Du beispielsweise von
diesen Spielern gehört hast? Ah ja... Musiktheorie spielt also eine Rolle. Heisst das
beispielsweise, dass Du, wenn Du allein für Dich übst und gezielt an
etwas Neuem arbeitest, bestimmte Skalen, etwa am Keyboard,
systematisch durchübst? Nach meinem Eindruck hat sich das Niveau der
Bluesharpspieler in den letzten zehn Jahren drastisch verbessert
(Mark nickt, MR). So haben sich viele Spieler beispielsweise vom
Spielen in der 2. Position bzw. dem Festbeissen auf der unteren
Oktave befreit und die oberste Oktavreihe entdeckt. Du selbst
bist dafür ja ein besonders gutes Beispiel. Wo siehst Du weitere
Entwicklungsmöglichkeiten für Dich ganz persönlich und die
Entwicklung des Harpspiels und der Harpspieler allgemein?
Wenn man mal Harmoniebildung, Melodieentwicklung, Sound und Rhythmus
unterscheidet - welcher Bereich interessiert Dich derzeit davon am
meisten, welcher am wenigsten? Wie gelingt es Dir, über Jahre die Spannung für das Spielen
von klassischen Bluesstücken aufrecht zu erhalten? Spielst Du diese,
weil das Publikum verlässlich - wie heute Abend wieder - darauf
abfährt oder weil es schlicht noch immer die musikalisch volle
Erfüllung ist? Findest Du es nicht merkwürdig, vor Menschen Musik zu machen,
obwohl diese ebenso gut "Hochleistungsmusik" von CD hören könnten?
Anders gefragt: Begreifst Du Dich als Zeremonienmeister, der dafür
verantwortlich ist, dass bei einem Live-Act, anders als beim einsamen
Hören einer CD, die gemeinsame Feier mit dem Publikum gelingt? Worin besteht das Ziel eines ambitionierten Bluesharpspielers bzw.
Bluesmusikers? Geht es darum, das so sattsam bekannte Cliche in
nahezu kristalliner Klarheit und Perfektion darzubieten? Geht es
vielleicht auch ums Verschmelzen mit der Harp? Und was ist, wenn man
dies alles erreicht hat? Freut man sich dann daran, dass die genau
hinhörenden Zuhörer im Publikum diese Perlen erkennen? Kommt es zu
einer Art Verschwörung zwischen Dir und den drei vier Intensivhörern,
von den Bandmitgliedern jetzt einmal abgesehen? Denkt man gar, nach
einem besonders gelungenen Part... was, wenn Little Walter das jetzt
hörte? Der Blues lebt meiner Meinung nach von Cliches und deren moderaten
Variation. Wenn Du vor die Wahl gestellt würdest..., würdest Du
ein Blues-Cliche lieber perfekt spielen oder Dich lieber vom Cliche
abstossen und eine neue, überraschende Wende suchen? Ich hatte vorhin den Eindruck, dass Du Dir auch ne Menge von Lee
Oskar abgehört hast, gerade wenn Du melodiöse Läufe hinperlst... Woher kommt nur immer dieses Phänomen... man kommt rein und stellt
fest, der da vorne auf der Bühne spielt besser oder schlechter als
ich. Woher kommt dieses extreme Konkurrenzdenken unter Musikern, die
das gleiche Instrument spielen? Was heisst begabt sein bei der Harp? Kann man sagen: "Mut als Talent"? Was ist ein schön gestalteter Ton? Was heisst das? Wie gehst Du mit der Liebe um, die Dir nun überall
entgegenschlägt? Ich komme zu meinen letzten Fragen... Was ist das Gefährliche und
was ist das Reizvolle an der Harp? Nach meinen Beobachtungen lernt man ein Instrument nicht
kontinuierlich, sondern in Stufen. Man erreicht ein bestimmtes Niveau
und verharrt auf diesem dann meist recht lange. Bis sich schlagartig
irgendwann wieder ein neues Niveau einstellt. Teilst Du diese
Beobachtung? Und wenn ja, welche Lernstufen würdest Du unterscheiden,
bis Du Dein Niveau erreicht hattest? Meine letzte Frage: Was war Deine bislang beste CD-Aufnahme? Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg auch weiterhin. Biografie und harptechnische Daten (Stand: 2000-09)Mark Breitfelder wurde 1965 in Kiel geboren. Er hatte als 11jähriger mit klassischem Klavier begonnen und wechselte dann schnell zum Ragtime. Nachdem er Axel Zwingenberger, Vince Weber und Gottfried Böttger gehört hatte, stand der Wechsel zum Blues und Boogie an. Als er dann noch im Fernsehen schnell hintereinander die Blues Band mit Paul Jones und die Steve Miller Band mit Norton Buffalo gesehen hatte, traf ihn der 'Sound wie ein Schock': "Gleich am nächsten Tag bin ich in ein Musikgeschäft gegangen, habe mir eine Mundharmonika gekauft, begann zu üben und stand schon eine Woche später mit meiner damaligen Band, in der ich Klavier spielte, auf der Bühne und versuchte, Blues zu spielen." Als Lieblingsmusiker auf der Chromatischen nennt Mark: Tommy Reilly, James Hughes, Stevie Wonder, Toots Thielemanns, Brendan Power, Paul deLay, Larry Adler. Auf der Diatonischen: Howard Levy, Carlos del Junco, Steve Baker, Paul Butterfield, Magic Dick, Jean-Jacque Milteau, Paul deLay, Roland van Straaten, Kim Wilson, William Clarke, Little Walter, Sonny Terry, Little Walter. Als aktuelle Lieblings-HarpCds: Carlos del "Junco Big Boy", Howard Levy "Carnival of Souls" mit Trio Globo, James Hughes plays James Moody, Paul Butterfield Blues Band Live. Zu den Lieblingsautoren zählen Frank Herbert "Wüstenplanet", Tolkien "Herr der Ringe", Stephen R. Donaldson "Thomas Covenant der Zweifler", zu den Lieblingsfilmen "Krieg der Sterne Trilogie", Jackie Chan Filme. Als Live-Mike wird ein SM 58 sowie ein Astatic an einem Fender Pro Junior, im Studio ein U69 Neuman benutzt. Effekte werden z.Z. keine eingesetzt. Zu Beginn seiner Karriere Anfang der 90er probierte er dagegen alles aus, was auf dem Markt war. Sonderstimmungen benutzt er z.Zt. keine, früher hat er die Country-Stimmung viel verwendet, die er wahrscheinlich auch in der Zukunft wieder verwenden wird. Als diatonische Harps spielt er z.Z. hauptsächlich Golden Melodys Handmade und Big River Harps MS, als chromatische die CX 12 live und 270er und Super64 im Studio. Zu den musikalischen Partnern, mit denen Mark regelmäßig spielt, zählen Georg Schroeter, Prof Washboard, Ryan Donahue, Lars Vegas, Abi Wallenstein, Tony Sheridan, Andy Hart, Albie Donelly, Thomas Ripphahn, Boogie Quartet, Juke, Hans Blues & Boogie, u.v.a.m. Unregelmäßige Sessions finden statt mit Gottfried Böttger, Inga Rumpf, Joja Wendt, Steve Baker, Chris Jones. Mark hat eine Menge an Auszeichnungen und Preise eingestrichen: 1993 den 2. Platz Country, den 4. Platz Jazz World Harmonica Championchips in Trossingen, 1995 den John-Lennon-Talent Award, 1996 den 1. Platz Blues, 1. Platz Jazz 2. Platz Country beim European Harp Festival in Trossingen sowie den Ehrenpreis der Stadt Trossingen, 1997 Jurymitglied bei den World Harmonica Championchips in Trossingen, 1998 Künstlerhilfe der Stadt Kiel Jochen-Stephen-Kleinkunstpreis. Auf die Frage nach den aktuellen Projekten antwortete Mark: "Ich habe gerade eine CD fertiggestellt mit Jack Cook, einem amerikanischen Bluessänger und Guitarristen aus Seattle und habe gerade Aufnahmen gemacht mit Ryan Donahue (Voc,Git) aus New Orleans. Mit beiden möchte ich gerne im nächsten Jahr wieder Musik machen und vielleicht eine kleine Tour zusammenstellen. Dann spiele ich in diesem Jahr mit Tony Sheridan und Georg Schroeter noch zwei Touren, hauptsächlich im süddeutschen Raum und Österreich. Nächstes Jahr werden wir zusammen mit Beatles Unlimited eine CD aufnehmen und im Mai evtl wieder auf Tour sein. Dann haben wir den heutigen Abend mitgeschnitten und hoffen, daß die Qualtität so gut ist, daß wir diesen Mitschnitt auch als CD herausbringen können und demnächst vielleicht mehr miteinander Musik machen. Dann übe ich mit Martin Moldenhauer (Klavier) Stücke von James Moody, die für die chromatische Mundharmonika geschrieben sind und mit Heribert Kroll (Saxofon) Jazzstandards. Dann möchte Andy Hart, Guitarrist und Sänger aus Hamburg, in diesem oder im nächsten Jahr eine CD aufnehmen und ich werde ihn dabei unterstützen und wir werden in Zukunft verstärkt miteinander auftreten." Kontakt und DiskografieAktualisiert (2012-0825)Kontakt Webseite Georg & Marc Diskografie Mark Breitfelder (obsolet)Movin' on - 95 - Rudolphon RDP 50 - Georg Schroeter, Barni Söhnel Jambirds "Come on into my kitchen" - 95 - Rudolphon RDP 56 - Georg Schroeter, Daffy Deblitz Lecker Fischbrät "Sex und andere Todesursachen" - 1996 - MCA - Lousy Lovers "Time don't wait" - 1996 - Marc Breitfelder und Georg Schroeter "42 Minutes" - 1998 - Rudolphon - Georg Schroeter, Abi Wallenstein, Prof Washboard, Daffy Deblitz, Barni Söhnel Blues Live - 1998 - Rudolphon RDP 84 - Sampler mit Georg Schroeter Hans Blues&Boogie, Albie Donelly, Bluebyrds, Juke u.a. Prime Partners - 1999 - HBS Records - Prof Washboard, Ryan Donahue, Lars Vegas, Hugh Pool Mr Phillips "Amsterdam Tales" - 1999 - - Mit Thomas Ripphahn, Ray Lewin, Tim Engel, Sven Zimmermann, Georg Schroeter Marc Breitfelder und Georg Schroeter "Still alive" - 2000 - Rudolphon RDP 101 - Georg Schoeter Lars Vegas & the Love Gloves - 2000 - - Lars Vegas, Claas Wendling Feed my body to the fishes - 2000 - Rudolphon RDP 106 - Jack Cook, Tim Engel, Sven Zimmermann, Jochen Topp Blues 2000 - 2000 - Rudolphon - Sampler mit Georg Schroeter, Mike Brosnan, Supercharge, Ford Blues Band u.a. Arbeitstitel "Take a butchers knife" - 2001 - Rudolphon - Ryan Donahue, Tim Engel, Sven Zimmermann, Lars Vegas, Claas Wendling Noch kein Titel - 2001 - - Georg Schroeter, Tony Sheridan, Beatles Unlimited Noch kein Titel - 2001 - Rudolphon - Andy Hart |
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