Home Inhaltsverzeichnis Die Bedeutung von Mailinglists für die Wissenschaftsöffentlichkeit Methodische Aspekte der Untersuchung

4 Zum Kontext der untersuchten Mailinglists

Die Mailinglist für Soziologie (fortan abgekürzt zu "ML-Soziologie") wurde am 19. Januar 1995 zunächst auf meinem Privatrechner eingerichtet. Am 5. Mai 1995 wurde sie auf den Mailinglist-Server der GMD (damals "Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung", heute "Forschungszentrum Informationstechnik GmbH") in Sankt Augustin bei Bonn überführt, dessen Betrieb von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des WIN genannten Wissenschaftsnetzes finanziert wird. Die Mailinglist für Luhmannsche Systemtheorie (fortan: "ML-Luhmann") wurde am 20. November 1995 von mir auf dem GMD-Server eingerichtet. Sowohl die Diskussionsbeiträge, die fortan als "Beiträge" oder auch "Artikel"(Endnote 1) bezeichnet werden, als auch die Teilnehmerlisten dieser beiden Mailinglists wurden von Beginn an archiviert.

Um für die in diesen beiden Listen festzustellenden Tendenzen einen weiteren Vergleich vornehmen zu können, wurde zu einigen Themen die Bestandsaufnahme auf die Mailinglist für Informationsgesellschaft, Medien und Demokratie (fortan: "ML-IMD") ausgeweitet. Allerdings ist die Datenlage dieser Liste sehr viel schlechter als die der anderen beiden Listen. Die ML-IMD wurde im September 1995 auf dem GMD-Server von Martin Recke und Rainer Rilling eingerichtet. Die Beiträge der ML-IMD werden seit Februar 1997 archiviert.

Diese drei Mailinglists sind allesamt offen zugänglich, mit allseitiger Publikationsberechtigung seitens der Mitglieder und unmoderiert eingerichtet. Sie sind somit keiner akademischen Öffentlichkeit vorbehalten, thematisch Interessierte können sich ohne Einschränkung in diese Mailinglists eintragen. Die ML-Luhmann entstand aus der ML-Soziologie heraus, nachdem sich zeigte, dass darin eine ganze Reihe an Systemtheorie-Spezialisten versammelt waren.(Endnote 2)

In der ersten Version einer Zweckbestimmung (als Teil einer "Charta") der ML-Soziologie vom 31. Mai 1995 heißt es:

Die Mailinglist fuer Soziologie soll zum einen als Forum fuer wissenschaftlich-soziologische Diskussionen ohne Themenvorgaben dienen. Zum anderen soll sie den Ausgangspunkt fuer weitere Planungen zur Nutzbarmachung der Computernetze fuer den soziologischen Diskurs bilden.

Am 7. Juli 1998 wurde diese Zweckbestimmung dann gestrafft:

Die Mailinglist fuer Soziologie soll als Forum fuer wissenschaftlich-soziologische Diskussionen dienen.

Die Zweckbestimmung der ML-Luhmann lautete zum Zeitpunkt der Einrichtung dieser Liste am 20. November 1995:

Die Luhmann-Mailinglist soll als Forum fuer einen kontingenten soziologischen Diskurs, mit spezieller Referenz zur Luhmann'schen Systemtheorie nach der autopoietischen Wende, dienen. Positive oder negative Bezugnahmen gelten dabei als gleichrangig.

Und ebenfalls am 7. Juli 1998 wurde auch dieser Text dann gestrafft:

Die Luhmann-Mailinglist soll als Forum fuer einen systemtheoretisch-soziologischen Diskurs dienen.

Diese Zweckbestimmungen sowie einige technische und organisatorische Hinweise werden jedem neu eingeschriebenen Teilnehmer automatisch zugeschickt.

Die ML-IMD ist weniger als die beiden anderen Listen auf wissenschaftlich-orientierte Teilnehmer hin ausgelegt, sondern hat auch eine politische Ausrichtung. Sie wurde zudem ohne eine wie oben festgeschriebene Zweckbestimmung eingerichtet. Stattdessen findet sich die folgenden Erklärung auf der Homepage der IMD:

... Die ML-IMD wurde im Sommer 1998 in eine Diskussionsliste (IMD-L) und in eine Ankündigungs- bzw. Informationsliste (IMD-Announce) aufgeteilt. Die IMD-Announce-Liste informiert über Veranstaltungen, Veröffentlichungen und Web-Seiten, soweit sie politische, insbesondere demokratiepolitische Fragen der Medien und Informationsgesellschaft betreffen. Sie ist also ausschliesslich eine Ankündigungs- und Informationsliste. Eine Mail an diese Liste sollte etwas mit einem Datum, einer Netz-Adresse oder einem Texttitel zu tun haben. Nachfragen dazu sind natürlich möglich, Diskussionen, Analysen, Stellungnahmen usw. jedoch sind der IMD-Diskussionsliste (IMD-L) vorbehalten, deren parallele Subskription wir empfehlen. Die IMD-L soll als Diskussionsliste fungieren.

Die ML-IMD hat eine ganze Reihe an Trägerorganisationen aus dem politisch klassisch-linken Spektrum an Organisationen (Gewerkschaften, Verbände) und Parteien (siehe die genaue Auflistung unter der oben angegeben WWW-Adresse). Diese Organisationen richteten zwei große Konferenzen aus, eine im Januar 1996 in Hamburg: "Informationsgesellschaft Medien Demokratie", eine weitere im Juli 1998 in Frankfurt "Machtfragen der Informationsgesellschaft".(Endnote 3)


Endnoten

Endnote 1: Dies als eingedeutschte Version von article, mit denen die Beiträge in den UseNet-Newsgroups bezeichnet werden. - zurück -

Endnote 2: Ich hatte im November 1995 mit einer raschen Zunahme weiterer sozialwissenschaftlich orientierter, offen zugänglicher Mailinglists speziell für den deutschsprachigen Raum gerechnet. Doch nichts dergleichen passierte. Abgesehen von einigen Dutzend internationalen Mailinglists zu soziologienahen Themen und philosophierenden Großautoren, die in den USA betrieben werden, sind speziell in Deutschland eine Dialektik-Mailinglist zu nennen, die als kleine, privat betriebene, eher philosophisch ausgerichtete Mailinglist ein durch Irrelevanz gefährdetes Dasein fristet, sowie die auf Online-Forschung spezialisierte GIR-L. - zurück -

Endnote 3: Die Ergebnisse der Konferenzen wurden in Buchform veröffentlicht: (siehe Bulmahn et al. 1996; Drossou et al. 1999). - zurück -


Home Inhaltsverzeichnis Die Bedeutung von Mailinglists für die Wissenschaftsöffentlichkeit Methodische Aspekte der Untersuchung